Bokashi: Hygienischer Kompost aus Küchenabfällen und Essensresten

Bokashi kommt aus dem Japanischen. Dort steht das Wort für eine Methode, um aus Küchenabfällen und Essensresten einen hoch wirksamen Dünger und fruchtbare Erde zu gewinnen.

Du kannst hier einiges darüber herausfinden oder es dir bei unserem Stand am Straßenfest einfach zeigen lassen.

Was "Bokashi" (ぼかし) genau bedeutet, darüber ist das Internet uneins. In der Regel wird es mit "Allerlei" übersetzt, manchmal sogar mit "Wunder". Fragt man Übersetzungsdienste kommt "Abstufung" oder "Verwischen" heraus. Was auch immer es aber genau bedeutet, gemeint ist damit eine zweistufige, in Japan entwickelte Methode, um Erde fruchtbarer zu machen und dafür wertvolle organische Abfälle besser zu nutzen. Zunächst werden dafür  Essensreste und Küchenabfälle mit Hilfe von effektiven Mikroorganismen fermentiert und dann in einer zweiten Stufe "vererdet". Genau genommen ist es also gar keine Kompostierung, sondern eine Fermentierung. Ähnlich wie beim Sauerkraut oder Sauerteig und wie bei diesen, sorgen die "richtigen" Bakterien dafür, dass der Prozess gelingt. Dazu benötigt es neben einem luftdichten Gefäß die effektivenMikroorganismen (EMa). Doch dazu später mehr. Zunächst erst mal ein paar Gründe, warum Bokashi nützlich ist.

Was unterschiedet Bokashi von einem ganz normalen Kompost und was sind die Vorteile?

Mit Bokashi kann man deutlich mehr Abfälle verwerten als mit einem klassischen Kompost und es geht, wenn man möchte, auch ohne Garten.

Bokashi hat aber noch viel mehr Vorteile. Wir habe einige für dich zusammengetragen:

  1. Bokashi lässt sich einfach im Haushalt nutzen und stinkt nicht, sondern riecht ähnlich wie gärendes Sauerkraut.
  2. Die erste Stufe des Bokashi ist bereits nach zwei bis drei Wochen "fertig", kann aber auch länger fermentieren. Ein klassischer Kompost braucht je nach Zusammensetzung deutlich länger.
  3. In den Bokashi dürfen lauter Dinge, die in den normalen Kompost nicht hinein sollten: Gekochte Essensreste, Fleisch oder Fisch, Schalen von Orangen, Zitronen, Bananen Avocados, ...
  4. Durch die spezielle Fermentierung ist Bokashi noch nährstoffreicher als normaler Kompost.
  5. Durch das Einbringen von Bokashi verbessert sich auch die Bodenstruktur: Der Boden wird lockerer und damit auch ein besserer Ort für wachstumsfördernde Mikroorganismen.
  6. Es entsteht ein Flüssigdünger, der dem Gießwasser im Verhältnis 1:100 oder 1:200 (wenn du häufiger als einmal die Woche gießt) beigemischt werden kann.
  7. Der in den Resten vorhandene Stickstoff, der wichtig für das Pflanzenwachstum ist, bleibt besser erhalten.
  8. Bessere Hygiene: Durch die Fermentierung werden Keime und Parasiten abgetötet und der Luftdichte Behälter verhindert, dass z.B. Fliegen angelockt werden.
  9. Das "Wenden" des Komposts entfällt.
  10. Bokashi spart Geld für Dünger und Gartenerde.
  11. Die zweite Stufe der Vererdung muss nicht in einem Beet stattfinden. Es genügt eine große, mit Erde gefüllte Kiste.
  12. Bei der Fermentation wird deutlich weniger CO2 frei auch weil sie ohne Luft-, bzw. Sauerstoffkontakt (anaerob) funktioniert. Siehe hierzu auch die "Keeling Kurve". Deren Zacken zeigen, dass sich in den Wintermonaten der Nordhalbkugel die Atmosphäre mit Co2 anreichert, da in dieser Zeit organisches Material "verwelkt" und ein großer Teil des darin gebundenen Co2, wieder in die Atmosphäre entlassen wird. Durch die anaerobe Fermentation wird dies verhindert und das Vererden sorgt dafür, dass das im Bokashi potenziell enthaltene CO2 nachhaltig der Atmosphäre entzogen wird, da es im Boden verbleibt. Bokashi hat also eine negative CO2 Bilanz*.

Die sogenannte Keeling Kurve, benannt nach Charles David Keeling, zeigt die Anreicherung der Erdatmosphäre mit Co2 seit 1958.

Quellenangaben Andrea Schemmel, Fernuniversität Hagen, 2020: Nachhaltige Landwirtschaft mittels mikrobieller Milieusteuerung im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft - Eine betriebswirtschaftliche Betrachtung. Mathias Nemeth, 24 Garten, 2022: Bokashi: Bokashi: 12 Gründe, warum der fermentierte Kompost so kostbar ist. Bokashi Akademie, 2022: Was sind anaerober Kompost und anaerobe Zersetzung.

Was braucht man für einen Bokashi?

Nicht sehr viel und was man braucht, kann man selbst herstellen. Sogar die EMa kann man selber züchten, aber erst mal zur Hardware:

Nützlich sind zwei Eimer, während der eine gefüllt wird, "reift" im anderen der Bokashi. Ist der zweite Eimer voll wird der Inhalt des ersten zur Vererdung vergraben und ist wieder frei für den nächsten Bokashi. Die Reste und Küchenabfälle werden dafür in dem Eimer geschichtet. Bei größeren Stücken macht es Sinn, sie grob zu zerkleinern, damit der Bokashi gleichmäßig fermentieren kann. Dann wird die oberste Schicht gelegentlich angedrückt (verdichtet) und mit EMa besprüht, dafür bedarf es einer Art Stempel, das geht aber z.B. auch mit einem Kartoffelstampfer. Wenn der Bokashi anfängt zu stinken, wurde zu wenig EMa beigegeben.

Für gewöhnlich fassen die Gefäße ca. 15 Liter es sind aber auch kleinere und größere Behältnisse möglich. Wichtig ist, dass du sie in zwei bis vier Wochen füllst. Für z.B.einen zwei bis vier Personenhaushalt passen 15 Liter ganz gut. Als Material ist hier Plastik tatsächlich sinnvoll, da es von dem Fermentierungsprozess nicht angegriffen wird. Man kann die Behälter für Beträge zwischen 15€ und bis zu 100€ kaufen, sie sind aber nicht schwer selbst herzustellen. Geeignet sind Plastikeimer. Z.B. solche für Kantinen in denen z.B. Senf oder ähnliches aufbewahrt wird und die sonst entsorgt würden aber auch alte Mostfässchen sind geeignet. Wichtig ist jedoch einen gelochten doppelten Boden, denn der Bokashi produziert eine Flüssigkeit, die ca. einmal pro Woche abgelassen werden sollte und die man als Flüssigdünger nutzen kann. Dazu kann z.B ein Hahn eingesetzt werden. Eine gute Anleitung findet ihr hier.

Und woher bekommst Du die effektiven Mikroorganismen?

Es gibt sie zu kaufen und zwar in der Regel ab etwa ab 5€ pro Liter. Sie können auch in größeren Gebinden erworben werden. Einen etwas günstigeren Anbieter, mit dessen EMa wir gute Erfahrungen gemacht haben findest Du hier. Ein Liter reicht unserer Erfahrung nach für ca. 10 bis 15 Füllungen von einen 15 Liter Eimer. Du kannst EMa aber auch selbst züchten. Eine Anleitung findest Du hier.

Was darf in den Bokashi und was nicht?

Es darf fast alles organische hinein für manche Dinge gibt es aber praktische Gründe die sie eher ungeeignet machen.

Zunächst einmal macht es Sinn, dass zumindest die großen Stücke die in den Eimer sollen, etwas zu zerkleinern. Das hat aber eher den Grund, dass der Prozess gleichmäßig für alle Inhalte abläuft. Es ist ein bisschen wie wenn man Kartoffelstücke zum Garen auf die gleiche Größe schneidet. Sie sollen alle zur gleichen Zeit gleich gar sein. Die folgende Liste ist deshalb vor allem eine Empfehlung:

Was kann hinein

  • Fisch und Fleisch, gekocht und roh
  • Brot
  • Käse und Eier auch Joghurt (wenn er nicht zu flüssig ist)
  • Teebeutel und Kaffeesatz
  • Obst und Gemüse
  • Zubereitete Speisen
  • Zitrusfrüchte und Bananen, samt Schalen
  • Kleinere Knochen
  • Schnittblumen

Was eher nicht

  • Große Knochen Nussschalen, harte Kerne, Holzstücke. Vor allem weil sie viel längere Fermentierungszeiten brauchen.
  • Asche
  • Papier und größere Mengen Sägemehl bremst die EMa bei ihrer Tätigkeit aus.
  • Tierische Exkremente
  • Stark verschimmelte Speisen. Manche raten ganz davon ab, etwas angeschimmeltes zu verwerten.
  • Flüssigkeiten wie Öl, Fett oder Essig.
  • Bei Eierschalen sind die Experten uneins. Zersetzen tun sie sich nicht besonders gut aber die Inhaltsstoffe sind für manche Pflanzen gut. Empfehlung: Vorher mit einer Küchenmaschine zu Mehl verarbeiten.

Manche verwenden zusätzlich zu den EMa noch ein Bokashi Verment zwischen den Schichten, das noch besser dabei hilft Gerüche zu vermeiden. Der fertige Bokashi verändert sein Aussehen in der Regel nicht besonders. Vielleicht ist er etwas farbloser geworden. Manchmal ist er von einem weißen filzartigen Belag bedeckt. Das ist in Ordnung und darf auch verwendet werden. Im Boden wird dann alles in kurzer Zeit zu fruchtbarer Erde. Und wenn du das ganze noch mit Pflanzenkohle mischst, entsteht extrem fruchtbare Terra Preta. Mehr dazu auf unserer Seite zur Herstellung von Pflanzenkohle.

* Wenn man es genau nimmt speichern Bäume gar kein CO2, auch wenn das oft so behauptet wird. Sie entziehen der Atmosphäre mit Hilfe von Photosynthese Kohlenstoff "C" und dabei entsteht durch die beiden verbliebenen Sauerstoffatome Sauerstoff "O2". Sie speichern also nur Kohlenstoff, zerbrechen aber das klimaschädliche Gas dabei in seine Bestandteile auf, machen es so unwirksam und stellen den für uns lebenswichtigen Sauerstoff her. Wird organisches Material an der "frischen Luft" zersetzt (oder zu Asche verbrannt) wird der Sauerstoff wieder gebunden und es entsteht erneut CO2.  Die anaerobe Fermentation kommt ohne Sauerstoff aus (deshalb anaerob) und die Bildung von Co2 wird verhindert. Der Kohlenstoff verbleibt in der Erde und wird so zu einer sogenannten Kohlenstoffsenke, die landläufig, nicht ganz korrekt, auch als Co2- oder Kohlendioxydsenke bezeichnet wird.

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