Das Klima in Remshalden

Die winterliche Rems in Remshalden

Klimawandel in Baden-Württemberg und im Remstal

Der menschengemachte Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Seine Auswirkungen sind heute bereits spürbar, auch in Baden-Württemberg und damit im Remstal, wo die Jahre mit überdurchschnittlichen Temperaturen und Trockenheit seit der Jahrtausendwende die Regel sind.

Jahresmitteltemperaturen (in °C) für Baden-Württemberg 1881-2019. "Der Klimawandel und seine Auswirkungen sind nicht nur ein globales Problem, sondern inzwischen auch in Baden-Württemberg zu beobachten. So stiegen die Jahresmitteltemperaturen in Baden-Württemberg seit Beginn der Aufzeichnungen 1881 bis 2019 um 1,5°C." Quelle: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg.

Dass der Klimawandel auch im Remstal angekommen ist, ist eine Erfahrung die wir sicher alle teilen, für die es aber auch Belege gibt. So lag die durchschnittliche Jahrestemperatur nach Daten des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in den letzten sieben Jahren sechs Mal an oder über 11°C, was in den 19 Jahren davor kein einziges Mal der Fall war. Zu erwarten sind auch konkrete Auswirkungen für Landwirtschaft, Weinbau und die Forstwirtschaft. So befürchten Forscher der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) in Karlsruhe, dass Riesling oder Fichten in Folge des Klimawandels aus unseren Breiten verschwinden werden.

Die Daten stammen vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ), dass für das Ministerium auf der Seite Agrarmeteorologie Baden-Württemberg Daten von Wetterstationen verfügbar macht. Darunter auch die Station 8, die vom LTZ betrieben wird und zwischen Kernen und Stetten ihren Standort hat. Neben der Temperatur liefert die Station auch Daten zu Niederschlagsmengen, Luftfeuchtigkeit, Sonnenstunden, Frosttage und vieles mehr.

Ed Hawkins "warming Stripes" für Remshalden.

Der Klimatologe Ed Hawkins hat eine Methode entwickelt, mittels einer Reihe farbiger, chronologisch angeordneter Streifen langfristige Temperaturverläufe sichtbar zu machen. Die Reihe zeigt die Abweichung von der durchschnittlichen Jahrestemperatur der letzten 137 Jahre von 1881 bis 2018. Das kälteste Jahr in Remshalden war 1956 mit durchschnittlich 7,5 °C. Das wärmste war 2018 mit 11,4 °C. Deutlich zu sehen ist die Erwärmung über die letzten 30 Jahre. Neun der zehn heißesten Jahre, fallen dabei in die Zeit nach der Jahrtausendwende. Quelle: ZEIT ONLINE und DWD.

Klimaprogramme und Akteure für den Klimaschutz vor Ort

Wenn von Klimapolitik in Baden-Württemberg und dem Rems-Murr-Kreis gesprochen wird, wird immer wieder auf verschiedene Programme und Projekte Bezug genommen, bei denen oft aber nicht ganz klar ist, was sich dahinter verbirgt. Hier nennen wir einige davon.

Das Klimaschutz-Handlungsprogramm des Kreises

Der Rems-Murr-Kreis betreibt bereits seit 2012 aktiven Klimaschutz und hat dafür ein Klimakonzept erstellen lassen, welches im Rahmen der Klimaschutz-Handlungsprogramme umgesetzt wird. Dort werden Maßnahmen und Budgets erläutert. Der Rems-Murr Kreis hat für sein Engagement im Klimaschutz mehrere Preise gewonnen. Ergänzend sind hier Unterlagen zu einem Workshop aus dem Jahr 2011.

Die Handlungsprogramme sind immer über mehrere Jahre ausgelegt. Das aktuelle Programm umfasst die Jahre 2019 bis 2022 und ist mit einem Gesamtbudget von knapp 4,6 Mio. Euro ausgestattet. Im Kapitel 6 werden die Programmbestandteile für Kommunen erläutert. Darunter Stadtradeln, Vernetzungsworkshops für kommunale Vertreter*Innen des Kreises und ein Leitfaden für klimafreundliche Veranstaltungen. Es gibt auch einen Sektor für Bürger*Innen, indem vor allem Beratungsangebote für Bürger und Vereine, sowie ein Ideenwettbewerb gefördert wird.

Die Kreisverwaltung selbst ist dabei in weiten Teilen bereits klimaneutral, wie eine 2019 durchgeführte Studie ermittelt hat. Allerdings kam auf die Verwaltung, bei der Erhebung für das Klimakonzept 2012, nur 1,7% des Energieverbrauchs des Kreises. Der Rest entfiel im Wesentlichen auf Wirtschaft und Industrie, private Haushalte und den Verkehr.

Das Klima Bündnis Europäische Kommunen in Partnerschaft mit indigenen Völkern

Remshalden ist seit 1993 auch Mitglied im Klima Bündnis. Es ist das größte Europäische Städtenetzwerk dieser Art mit 1.8oo Mitgliedern von der Dorfgemeinde bis zur Millionenstadt. Eine Besonderheit ist die Partnerschaft mit indigenen Völkern der Regenwälder, die durch die "Coordinadora de las Organizaciones Indígenas de la Cuenca Amazónica" vertreten werden. Mitglieder, wie Remshalden, verpflichten sich mit dem Beitritt freiwillig zu einer zehnprozentigen Reduktion der Treibhausgasemissionen alle fünf Jahre, gegenüber 1990 und müssen dies in einem Beschluss im kommunalen Parlament verabschieden. Bis heute entspräche das einer Reduktion um 60%. Einen entsprechenden Gemeinderatsbeschluss gibt es, soweit wir wissen, im Remshalden noch nicht. Die Organisation bietet neben Vernetzung, Beratung, Projektbeteiligungen, Instrumente und Methoden auch die Hilfe an, Finanzierungsmöglichkeiten zu aquirieren.

Die Energieagentur Rems-Murr

Seit dem 13.05.2019 ist Remshalden mit einem Jahresbeitrag von 0,30 Euro für jeden Einwohner Mitglied der Energieagentur Rems-Murr (das sind gut 4.000 Euro im Jahr). Die Agentur berät Privatpersonen, Unternehmen, Kommunen, Schulen und Vereine zu Fragen der Energieerzeugung und des effizienten Verbrauchs. Dazu bietet die Agentur viele Programme, die für die Gemeinde relevant sind, aber auch für Privatpersonen und Unternehmen. Vom Angebot der Energieagentur kannst also auch du Gebrauch machen.

Zu vielen dieser Projekte listet die Agentur das bereits gewonnene Einsparpotential in Euro, das inzwischen mehrere Millionen Euro umfassen dürfte. Welche Programme von der Gemeinde Remshalden in Anspruch genommen werden, wissen wir nicht.

KEA-BW die Landesenergieagentur

Neben der Agentur des Landkreises bietet die KEA Landesweite Beratung und Programme. Die Angebote für den Kommunalen Klimaschutz, die auch für Remshalden relevant wären, sind auf dieser Seite zusammengefasst: "Kommunaler Klimaschutz - Alles auf einen Blick"

Klimaschutz Förderprogramme des Landes, Bundes und der EU

In der Förderdatenbank des Bundes gibt es für Baden-Württemberg zum Thema Klima 34 Förderangebote für Kommunen (Stand April 2021). Das Angebot reicht von Zuschüssen für innovative Klimaschutzprojekte, konkrete Finanzierungszuschüsse von 75% (für finanzschwache Kommunen bis zu 100%) mit einem Gesamtbudget von 100 Mio. Euro, bis hin zu Zuschüssen für Projekte mit Partnerstädten mit 90%iger Förderung und Zuwendungen zwischen 100.000 und 250.000 Euro. Weitere Stichworte sind Radverkehr, Kälte- und Klimaanlagen, Energieeffizienz und erneuerbare Energien, Stadtsanierung, neue Fahrzeuge, biologische Vielfalt, Agrarstruktur und vieles mehr, das in Remshalden in Anspruch genommen werden könnte.

Vor allem gibt es aber im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative bis zu 75% bis 100% Förderung für eine/n Klimaschutzmanager*In. "Förderfähig sind außerdem Sachkosten für das Klimaschutzmanagement, der Einsatz fachkundiger externer Dienstleister*Innen und Teilnahmegebühren von Weiterbildungen oder Vernetzungstreffen." Die Mittel werden explizit für Gemeinden bereitgestellt, die bisher noch keinen Kimamanager beschäftigen.

Der Klimaschutzpakt des Landes

Mit dem Klimaschutzpakt fördert das Land Baden-Württemberg seit 2016 ein breites Paket von Maßnahmen. Die Förderung des Kommunalen Klimaschutzes ist der zentrale Aufgabenbereich des Programms. Der Pakt wird für jeweils zwei Jahre fortgeschrieben. Für die Jahre 2020/21 umfassen die Mittel 26,87 Mio. EUR. Das sind in etwa 0,026% der Landeshaushalte 2020/21. Dabei sind das natürlich nicht alle Mittel, die das Land für den Klimaschutz ausgibt. Kommunen, wie Remshalden, die eine Unterstützungserklärung abgegeben haben, verpflichten sich zunächst zu nichts, kommen aber in den Genuss einer höheren Förderquote bei den zentralen Förderprogrammen „Klimaschutz-Plus“, für konkrete Klimaschutzmaßnahmen und „KLIMOPASS“, mit dem die Forschung in kommunalen Klimaschutz-Modellprojekten gefördert wird.

Am 25.11.2020 hat Minister Untersteller in einem Schreiben die Gemeinde Remshalden eingeladen, den Klimapakt des Landes zu unterstützen und Fördermittel angeboten. Im Remshaldener Ratsinformationssystem heißt es unter anderem: "Die Gemeinde Remshalden setzt sich zum Ziel, bis zum Jahr 2040 eine weitgehend klimaneutrale Verwaltung im Sinne der Vereinbarung der Landesregierung mit den kommunalen Landesverbänden vom 08.Juli 2020 zu erreichen." Und weiter: "Die Gemeinde Remshalden will auch künftig an der Erfüllung der Vorbildfunktion weiterarbeiten. Dies beinhaltet insbesondere folgende Vorhaben: Gemeindeentwicklungskonzept, Klimaschutz- und Klimamobilitätskonzept, Quartiersentwicklungen, wie die Grunbacher Höhe und Einsatz der Kraft-Wärmekoppelung." Hier findest du das unterzeichnete Papier.

Vermisst du ein Programm oder eine Initative, die hier nicht gelistet ist?

Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn es weitere Programme oder Initiativen gibt, die hier noch nicht aufgenommen sind, freuen wir uns über deinen Nachricht dazu, um die Liste zu verlängern. Schreib einfach an: kontakt@zusammenzukunftgestalten.org

Klimapolitik in Remshalden

Was unternimmt die Verwaltung heute schon in Sachen Klimaschutz? Was ist geplant und wie stehen die Fraktionen im Gemeinderat dazu? Der Gemeinderat in Remshalden besteht aus fünf Fraktionen. Am 16. Januar 2021 wurde daneben ein neuer Ortsverband der Grünen in Remshalden gegründet. Verschiedenen Publikationen ist zu entnehmen, dass der Klimaschutz für Verwaltung und alle Fraktionen ein wichtiges Thema ist. Unterschiedlicher Meinung ist man, wie weit Maßnahmen gehen sollen, wann konkret etwas angegangen werden muss und wie. Anhand der unten stehenden Auswahl an Publikationen, kannst du dir selbst ein Bild machen. Eine Liste konkreter Maßnahmen (vergangene und zukünftige) gibt es derzeit nicht. In den einzelnen Artikeln werden aber verschiedene erwähnt, wie die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED oder die klimaneutrale Umsetzung des Quartiers Grunbacher Höhe.

Gemeinderatssitzung vom 19.10.2020

Mit Anträgen und Anregungen aus den Haushaltsreden, die auch Forderungen zum Thema Klimaschutz enthält und das Beschlussprotokoll.

Haushaltsreden der Fraktionen mit Bezügen zum Klimaschutz vom 28.01.2021

BWV Fraktion: Unsere Haltung zu: Klimaschutz und nachhaltiger Kommune vom 23.02.2021

ZVW Artikel: Warum Busfahren in Remshalden nervt: Was jetzt besser werden soll vom 11.03.2021

Der Artikel erläutert den Hintergrund zum Antrag der ALi zum Busverkehr in Remshalden.

Antrag zum Busverkehr der ALi im Mitteilungsblatt vom 18.03.2021

Artikel von Dr. Uli Hasert, Gemeinderatsmitglied für die BWV vom 29.03.2021

Artikel im Mitteilungsblatt vom 01.04.2021

Artikel in der ZVW "Wie Remshalden das Klima retten will?" vom 09.04.2021

Stellungnahme der FDP Fraktion im Mitteilungsblatt vom 09.04.2021

Artikel in der ZVW "Klimaschutz: Kernen, Remshalden und Winterbach wollen neues Personal einstellen" vom 18.07.2021

Artikel im Mitteilungsblatt vom 29.07.2021. Gemeinderat beschließt die Schaffung von Stellen für Klimamanagement

Materialien zu den beschließenden Gemeinderatssitzungen zum interkommunalen Klimaschutz in Remshalden, Kernen und Winterbach aus dem Juli 2021.

Öffentliche Sitzungsunterlagen in Remshalden, Kernen und Winterbach, sowie Materialien zur Gründung des "Bündnis Klimaneutrales Kernen".

Oktober 2021: Ein für die Kommunen wichtiger Förderbaustein zur Finanzierung von Stellen für den Klimaschutz, wurde für einige Gemeinden im Rems-Murr-Kreis nicht bewilligt

Das betrifft auch Fördermittel, mit denen Kernen, Winterbach und Remshalden rechnen. Die Begründung ist, dass Doppelförderung vermieden werden soll. Gemeint ist, dass der Rems-Murr-Kreis bereits Fördermittel für ein Klimaschutzkonzept aus derselben Quelle erhalten hat. Es ist aber nicht schwer zu erkennen, dass das 10 Jahre alte Klimaschutzkonzept des Kreises nicht geeignet ist, in den vielen, einzelnen Gemeinden des Rems-Murr-Kreises  Maßnahmen umzusetzen, die wirksam dazu beitragen können, das 1,5 Grad Ziel von Paris zu erreichen. Durch diese Förderpraxis wird den im Rems-Murr-Kreis gelegenen Gemeinden beträchtliche Summen an Fördergeldern vorenthalten, die dringend benötigt werden, um den kommunalen Klimaschutz so voranzutreiben.

November 2021: Der Einwohnerantrag "Klimaentscheid Remshalden" wird an die Verwaltung übergeben.

Die ZZG übergibt am 02.11.2021 Herrn Bürgermeister Molt 455 Unterschriften von Remshaldener Bürgern zum Einwohnerantrag "Klimaentscheid Remshalden". Mehr als doppelt so viele, wie eigentlich nötig gewesen wären, um das Quorum zu erreichen. (Artikel in der ZVW)

Februar 2022: Der Gemeinderat in Remshalden beschließt Klimaneutralität bis 2035

Am 07.02.2022 beschließen die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte von Remshalden auf unseren Einwohnerantrag hin mit nur zwei Gegenstimmen die Erarbeitung eines Klimaschutz-Aktionsplans mit dem Ziel, die Gemeinde bis 2035 klimaneutral zu machen. (Artikel in: ZVW, Mitteilungsblatt, Stuttgarter Zeitung/Nachrichten)

Lokale Folgen des Klimawandels

Der Klimawandel hat unmittelbare Folgen für unsere Region. Für unsere Gesundheit, die Natur, die Landwirtschaft und den Weinbau, unsere Sicherheit, unsere Lebensqualität und die Wirtschaft. Was man sich oft nicht klar macht, ist, dass einige dieser Folgen schon jetzt unvermeidbar und sogar schon sichtbar sind, auch wenn wir sofort aufhörten CO2 zu emittieren wie bisher. Denn unser Handeln von heute wird sich erst in Jahrzehnten auswirken. Die extremen Wetterverhältnisse mit Starkregen und großer Trockenheit, das Fichtensterben oder der vermehrte Befall von Streuobstwiesen mit Misteln, die heute schon Realität sind, sind die Folgen der globalen CO2 Emissionen, die schwerpunktmäßig seit Mitte des letzten Jahrhunderts ausgestoßen wurden. Wir haben für dich hier einige Belege und Quellen gesammelt, die den Klimawandel in unserer Region dokumentieren und anhand derer du selbst die Veränderung bei uns zukünftig beobachten kannst.

Gesundheit

BKK Studie, Ambrosia

3,9% Verlust an Waldfläche im Landkreis seit 2001.

Der Verlust der Waldfläche ist derzeit (noch) weniger eine Folge des Klimawandels, als eine der Ursachen. Bäume wandeln zum einen CO2, durch den Prozess der Photosynthese, aktiv in Sauerstoff um und zum anderen sind lebendes, wie totes Holz, sowie Waldboden wichtige CO2 Langzeit-Speicher. Die hier gezeigten Daten von Global Forest Watch, einer internationalen, wissenschaftlichen Plattform, die sich der Entwicklung der Waldoberfläche unseres Planeten widmet, zeigen den Verlust der Waldfläche im Rems-Murr-Kreis seit der Jahrtausendwende. Der Verlust von 1,6 Kilohektar entsprechen ca. der Fläche von 1771 Fußballfeldern. Hält der Trend an, verliert der Kreis bis zum Ende des Jahrhunderts zwischen 20% und 25% seiner aktuellen Waldfläche*. Die Stiftung Unternehmen Wald nennt unterschiedliche Zahlen für eine Faustformel, wieviel CO2 1ha Wald jährlich speichert. Eimal ist von sechs Tonnen, einmal von 10-13 Tonnen die Rede. Im ersteren Fall kompensiert die verlorene Waldfläche aktuell den jährlichen CO2 Ausstoß von ca. 870 Bundesbürgern im letzteren von ca. doppelt so vielen. Das mag wenig erscheinen, doch gemessen an der Tatsache, dass der Trend in die falsche Richtung geht, ist die Entwicklung besorgniserregend, zumal Aufforstung zwar eines der wirksamsten Mittel der CO2-Kompensation darstellt, seine Wirkung sich aber erst nach vielen Jahren entfaltet. Die bisherige Forstentwicklung ist deshalb ein Beispiel für die klimapolitische Stagnation.

Die Hauptbaumarten Fichte und Tanne werden sehr wahrscheinlich aus den Baden-Württembergischen Wäldern verschwinden.

Laut einer Untersuchung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (VFA) sind die Überlebenschancen für zwei der vier Hauptbaumarten in Baden-Württemberg gering. Die Studie beschreibt die Gefährdung von Buchen, Fichten, Weißtannen und Eichen innerhalb vier verschiedener, möglicher Szenarien des Klimawandels. Alle vier Baumarten werden demnach bis zum Ende des Jahrhunderts deutlich weniger oft anzutreffen sein. Fichte und Tannen, die laut Bundeswaldinventur in Baden-Württemberg alleine 42% des Waldbestandes ausmachen, wird es in unseren Wäldern wohl bald gar nicht mehr geben. Das Fichtensterben können wir heute schon beobachten. Es ist nicht schwer, an Waldhängen die Baumgerippe auszumachen, die oft gruppenweise auftreten. Die folgenden Bilder sind alle in unserer näheren Umgebung, in einem Zeitraum von nur ca. drei Tagen im Jahr 2021 entstanden:

Im GERICS Klimaausblick werden drei mögliche Szenarien für die Folgen des Klimawandels im Landkreis Rems-Murr simuliert und die zeigen auf: Ein Kompromiss mit "etwas Klimaschutz" reicht nicht aus, während "viel Klimaschutz" eine Trendwende zum Besseren gegen Ende des Jahrhunderts realistisch erscheinen läßt.

GERICS (für Climate Service Center Germany, ein Institut des Helmholtz-Zentrums Hereon) hat für jeden Landkreis in Deutschland Szenarien simuliert, die uns ein Bild vermitteln, welche klimatischen Veränderungen wir in der Mitte und am Ende des Jahrhunderts erwarten dürfen und das bei keinem, etwas und viel Klimaschutz. Einige der wichtigsten Erkenntnisse haben wir hier für euch dokumentiert.

Die Studie bedient sich drei der vier sogenannten Repräsentativer Konzentrationspfade (RCP) des Weltklimarates (IPCC). Das sind grob beschrieben, vier mögliche Szenarien, wie sich die CO2 Konzentration in der Atmosphäre bis zum Jahr 2100 entwickelt, je nachdem wie viel Klimaschutz betrieben wird. Diese Standardisierung der Szenarien soll für eine bessere Vergleichbarkeit verschiedener Studien sorgen. Basierend auf den Ergebnissen von 85 regionalen Klimamodellsimulationen, werden in dem Bericht 17 verschiedene Kennwerte für Klimaänderungen dargestellt. Wir haben hier sechs davon zusammengetragen. Alle davon wurden als "robust" eingestuft, was bedeutet, dass sie mit recht hoher Wahrscheinlichkeit so eintreten würden, je nachdem, wie viel Klimaschutz betrieben wird.

Die Studie gibt an, wie weit sich Parameter im Rems-Murr-Kreis, vor allem bei Temperatur und Niederschlag, bis zum Ende des Jahrhunderts verändern könnten, gegenüber dem Zeitraum zwischen 1971-2000. Dabei muss man bedenken, dass im Jahr 2000 die Jahresmitteltemperatur im Rems-Murr-Kreis bereits um 1,3° C gegenüber der vorindustriellen Zeit gestiegen ist (s.a. Schaubild weiter oben auf der Seite).

Anbei vier Schaubilder mit jeweils sechs Parametern, um ein paar der Szenarien zu erläutern. Das erste zeigt die mittleren Werte aus dem Referenzzeitraum zwischen 1971 und 2000. Du siehst zum Beispiel die mittlere Temperatur dieses Zeitraums mit 8,9° C und z.B., die Anzahl an Tagen, an denen die Temperatur zumindest zeitweise 0° C betrug (Frosttage) mit durchschnittlich 87,9 Tagen im Jahr.

Quelle: HYRAS-Datensatz des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Das zweite Schaubild zeigt die relative Veränderung dieser Werte für einen Zeitraum zwischen 2069-2098 den wir einfach "Mitte des Jahrhunderts" nennen für jeweils keinen, wenig und viel Klimaschutz. Wir sehen also, dass es im Durchschnitt bei viel Klimaschutz knapp 21 Frosttage weniger geben wird als im Referenzzeitraum und dass es bei etwas Klimaschutz gut 14 mehr Sommertage geben wird. Also ein knappes Drittel mehr Sommertag als zum Ende des zwanzigsten Jahrhunderts in der ersten Graphik.

Quelle: Climate Service Center Germany (GERICS): Klimaausblick Landkreis Rems-Murr-Kreis

Das nächste Schaubild zeigt die relative Veränderung am Ende des Jahrhunderts im Mittel. Ohne Klimaschutz wird es durchschnittlich 55 weniger Frosttage geben und selbst mit etwas Klimaschutz werden es 38 Tage weniger sein. Doch die Prognose für viel Klimaschutz ist das eigentlich Interessante an diesem Chart. Denn alle Parameter verbessern sich für dieses Szenario im Vergleich zur Mitte des Jahrhunderts (dem vorherigen Chart). Zwar wäre es immer noch 1,2° C wärmer geworden, gegenüber dem Ende des letzten Jahrhunderts, aber 0,1° C kälter, als zur Mitte des aktuellen Jahrhunderts. Auch alle anderen Werte mildern sich, was bedeutet, dass wir mit viel Klimaschutz zum Ende des Jahrhunderts eine Trendwende zum Besseren erreichen könnten.

Quelle: Climate Service Center Germany (GERICS): Klimaausblick Landkreis Rems-Murr-Kreis

Dieses Schaubild haben wir "Schlechte Jahre am Ende Jahrhunderts" betitelt. Es zeigt, wie extreme Jahre in den drei Szenarien zu dieser Zeit aussehen würden. Erwartungsgemäß sind die Werte für "kein Klimaschutz" katastrophal. Es gäbe dreimal so viel Sommertage als im Referenzzeitraum und Hitzeperioden könnten 27 Tage länger anhalten, also insgesamt fast 30 Tage. Im Sommer 2020 tötete laut Statistischem Bundesamt eine Hitzewelle in einer Augustwoche mehr als 3000 Menschen in Deutschland. In schlimmen Jahren könnten innerhalb dieses Szenarios, Hitzeperioden dann mehr als vier mal so lang andauern. Vor allem zeigt uns aber das Schaubild, dass "etwas Klimaschutz" nicht ausreichend ist. Denn in schlechten Jahren gäbe es mehr als doppelt so viele Sommertag innerhalb dieses Szenarios und 52 Frosttage weniger, als in einem durchschnittlichen Jahr am Ende des letzten Jahrhunderts. Mit etwas Klimaschutz gäbe es bis zu drei Wochen im Jahr tropische Nächte und fünf mal so viel heiße Tage wie früher.

Quelle: Climate Service Center Germany (GERICS): Klimaausblick Landkreis Rems-Murr-Kreis

Der Klimaentscheid Remshalden

Hier erfährst du etwas zum Einwohnerantrag, mit dem wir den "Klimaentscheid Remshalden" in 2021/22 auf den Weg gebracht haben, und dem der Gemeinderat im Februar 2022 zugestimmt hat.

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Klimaentscheid Remshalden

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